Schule

Schulkonzept

Wir gehen davon aus, dass jeder Mensch von Natur aus neugierig ist und das Bedürfnis hat, seine Anlagen und Fähigkeiten zu entwickeln. Unsere Projektschule will ein Raum sein, in dem dieses Bedürfnis gefühlt und gelebt werden kann - gerade weil die meisten unserer Schüler:innen mit einem gestörten Verhältnis zu Schule und Lernen zu uns kommen.

Da bei uns Betreuung und Beschulung individuell auf die jungen Menschen abgestimmt sind und sie sich nicht mehr an bestehende Systeme anpassen müssen, entwickeln sich die meisten unserer Jugendlichen schulisch sehr schnell und positiv. Herkömmliche Einrichtungen sind meist auf Gruppenfähigkeit angewiesen und setzen auf Aussonderung von Störfaktoren. Dadurch werden viele Kinder und Jugendliche mit speziellen Bedürfnissen durch formale Bildungseinrichtungen nicht mehr erreicht. 


Bei uns erleben viele Jugendliche das erste Mal seit Langem wieder, dass sie etwas zu leisten im Stande sind, Ziele erreichen können, positive Rückmeldung bekommen und somit als ein Teil der Gesellschaft agieren können. 


Wissensvermittlung, Persönlichkeitsbildung und emotionale Entwicklung stehen in unserer Projektschule als gleichberechtigte Säulen nebeneinander und ermöglichen so ein ganzheitliches Lernen. Wir bieten einen Rahmen, in dem die Lernenden als handelnde Subjekte im Mittelpunkt der Lernprozesse stehen und so zu Baumeister:innen ihrer eigenen Bildung werden.

Umsetzung

Bei längeren Aufenthalten macht es Sinn, dass die Jugendlichen an einer Fernschule (Flex, Sonneck, ILS, SGD, ...) angemeldet sind und von diesen Schulen das entsprechende Schulmaterial erhalten.

Bei kürzeren Aufenthalten und voraussichtlicher Rückführung in das gewohnte Umfeld bekommen unsere Jugendlichen das Lernmaterial von ihrer aktuellen Schule und ihre Bezugslehrer:innen in Deutschland haben eventuell weiterhin Kontakt zu ihnen. 

Um mit den Aufgaben zurechtzukommen, steht ihnen in unserer Projektschule eine individuelle Lernbegleitung zur Seite. Die Schulräume sind räumlich von den Betreuungsstellen getrennt. Bei Bedarf übernehmen wir auch Fernbeschulung über Videogespräch von unserer Schule aus oder besuchen die Lernenden in ihren Betreuungsstellen. Auch Unterricht in der Natur oder an anderen Orten, die motivationsfördernd sind, ist möglich.


Die im schulischen Zusammenleben entstehenden Konflikte behandeln wir offen und demokratisch und suchen aktiv nach gemeinsamen Lösungen.

Um Erfolge sichtbar zu machen und festzuhalten, nächste Lernschritte gemeinsam zu vereinbaren und Probleme zeitnah und lösungsorientiert besprechen zu können, wird der Lernprozess gemeinsam reflektiert.

Die Lernbegleitung sorgt zudem für

  • mindestens einen wöchentlichen Kontakt mit der Bezugsbetreuung
  • ein wöchentliches Team aller Lehrkräfte gemeinsam mit der pädagogischen Leitung

 

Bei der Aufnahme neuer Schüler:innen gehen wir schrittweise vor. Wie zügig die einzelnen Phasen durchlaufen werden, wird im individuellen Kontakt mit den Jugendlichen und im Team entschieden.

Ein neuer Schritt kann erst getan werden, wenn die Lernenden die vorherige Phase erfolgreich abgeschlossen haben.

Schritt 1: Erster Kontakt

Zielsetzung:

  • gegenseitiges Kennenlernen/Beziehung aufbauen
  • Spaß am Lernen wiederentdecken
  • Lernsperren überwinden
  • erste Regeln einhalten lernen
  • Konsequenzen für Regelbrüche akzeptieren lernen
  • gemeinsam neue Möglichkeiten der Konfliktbewältigung finden

 

Umsetzung:

Die SchülerInnen erhalten Lernbegleitung ein- bis zweimal wöchentlich im 1:1 Kontext.

 

In diesem Rahmen kann die Lernbegleitung sich zunächst ein Bild machen von:

  • Vorkenntnissen in den Hauptfächern
  • Lernverhalten/Arbeitsweise
  • Sozialverhalten
  • Interessenschwerpunkten

 

Probleme werden in einem vertraulichen Rahmen besprochen und gemeinsam Lösungen gefunden.

Schritt 2: Routinen entwickeln

Zielsetzung:

  • bisheriges Rollenverhalten in der Lernsituation gemeinsam reflektieren
  • Schulregeln einhalten
  • höhere inhaltliche Anforderungen und damit verbundene Probleme zu verkraften
  • Lernroutinen aufbauen
  • erste schulische Zielsetzungen definieren

 

Umsetzung:

Die Schüler:innen kommen zwei- bis dreimal wöchentlich innerhalb der Schulzeit zum Unterricht.


Wenn sich die Lernenden überfordert fühlen, können sie nach Absprache Unterrichtspausen erhalten. Diese Rückzugsmöglichkeit wird ausdrücklich erlaubt, damit die Lernenden sich steuern können, statt in alte Verhaltensmuster zu fallen.
 

Die Schüler:innen verpflichten sich zur Einhaltung erster individuell vereinbarter Regeln, wie Erledigung der Hausaufgaben, Pünktlichkeit etc.

Schritt 3: Vollzeit-Unterricht

Zielsetzung:

  • allmähliches Erlangen des Lernstoffes, das der jeweiligen Klassenstufe entspricht
  • schulische Zielsetzung definieren (Hauptschul- oder Realschulabschluss, Abitur etc.)
  • Stärken und Interessen ausbauen
  • Berufswünsche entwickeln
  • Schule als mitverwalteten Raum erfahren
  • sich als aktives Mitglied einer Gemeinschaft einbringen

 

Umsetzung:

  • vier- bis fünfmal pro Woche Unterricht in der Projektschule
  • regelmäßiger Kontakt zu den Schulen in Deutschland
  • Bearbeitung des von den Ländern vorgesehenen Lehrstoffs
  • Anmeldung zu Prüfungen
  • Praktika
  • Kontaktaufnahme zur Jugendberufsagentur
  • Berufsberatung

Praktikum, Lehre und Arbeit

Wenn die Jugendlichen gute Spanischkenntnisse erworben haben, ist es relativ einfach, eine Praktikumsstelle zu finden. Wenn die Zeit für Lehrstelle und Arbeit kommt, ist es meistens angebracht, eine Rückführung nach Deutschland in die Wege zu leiten, weil dort die Chancen und Möglichkeiten für die jungen Menschen besser sind. Trotz allem kann es Ausnahmefälle geben, bei denen die Jugendlichen sich entscheiden, ihr Leben in Spanien fortzuführen. Selbstverständlich können sie dann auch die notwendige Unterstützung von uns bekommen.